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Mikrobiologische Therapie

Seit Jahren arbeiten wir eng mit dem Institut für Mikroökologie in Herborn (Hessen) zusammen. Dies ist das in Deutschland bekannteste Institut zur Untersuchung der Darmflora. Die Mikrobiom-Diagnostik rückt immer mehr in den Fokus der Schulmedizin nachdem sie jahrzehntelang ausschließlich von Naturheilärzten beachtet wurde. Es ist in den letzten Jahren in zahlreichen  wissenschaftlichen Untersuchungen nachgewiesen worden, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Darmbakterien und vielen Krankheiten gibt, deren Ursache bisher ungeklärt ist.

Immer noch werden Bakterien prinzipiell als Feinde des Menschen gesehen; sie sind in den Augen vieler schlicht und einfach Krankheitserreger. So sind Streptokokken als Verursacher der eitrigen Mandelentzündung gefürchtet, ebenso Pneumokokken als Auslöser von Lungenentzündung oder auch Salmonellen, die eine schwere Darminfektion hervorrufen können.

Weniger bekannt ist, dass es eine Vielzahl von Bakterien gibt, die für uns von großem Nutzen sind und deren Bestand im menschlichen Darm eine wichtige Bedeutung für unsere Gesundheit hat. Es gibt also – einfach gesagt – gute und schlechte Bakterien: schlechte, die uns krank machen und gute, die uns vor den schlechten schützen. Unser Darm wird von etwa 100 Billionen Bakterien besiedelt, man bezeichnet den Bakterienrasen auf der Darmschleimhaut als ‚Darmflora'. Eine intakte, funktionstüchtige Darmflora wirkt wie ein Schutzschild vor anderen Bakterien oder Viren, denen es dann nicht möglich ist, ihre krankheitserregenden Eigenschaften im menschlichen Organismus zu entfalten. Eine weitere wichtige Funktion übt die gesunde Darmflora aus: sie ist unmittelbar am Aufbau und an der Aufrechterhaltung unseres körpereigenen Immunsystems beteiligt. Erst durch die Anwesenheit dieser Bakterien ist das lymphatische, zum Abwehrsystem gehörende Gewebe der Darmschleimhaut in der Lage, seine für den Menschen überaus wichtige Aufgabe, nämlich den Schutz vor Erkrankungen, zu erfüllen.

Das Mikrobiom im Darm beeinflusst auch die Gesundheit des Gehirns und ist deshalb Gegenstand moderner neurologischer Forschung. Aktuelle Befunde deuten dabei auf eine mögliche Beteiligung der Darmbakterien bei neurologischen Erkrankungen wie der Parkinson-Krankheit oder dem Schlaganfall und insbesondere der Multiplen Sklerose hin.

Durch schädigende Umwelteinflüsse, Fehlernährung, Stress und Einnahme von Medikamenten, wie Antibiotika, Abführmittel, Cortison usw. sind die Darmschleimhaut und die Darmflora in vielen Fällen nicht mehr in der Lage, ihre wichtigen Funktionen aufrecht zu erhalten.

 

Die Mikrobiologische Therapie (MT)

Die Mikrobiologische Therapie dient der Regulation des Immunsystems. Dabei werden die Darmschleimhaut und ihre immunologisch aktiven Komponenten mittels lebender oder abgetöteter Bakterien – die keinerlei krankheitserregenden Eigenschaften besitzen – gezielt stimuliert, so dass sie ihre Aufgaben wieder besser ausüben können. Durch die Einnahme von mikrobiellen Medikamenten (Probiotika) und entsprechender Ernährung mit hohem Gehalt an Präbiotika wird über die Aktivierung der Darmflora das Immunsystem „trainiert“ und eine Vielzahl chronischer Erkrankungen können auf schonende Art und Weise gebessert oder zur Heilung gebracht werden.

Das zweite Standbein der MT ist der Einsatz von Bakterien die Milchsäure bilden, wie Bifidobakterien und Laktobazillen. Ergebnisse zahlreicher Untersuchungen belegen, dass Infektionen des Darmes durch beide Bakterienarten verhindert oder therapiert werden können. Im Rahmen der MT werden sie zur Stabilisierung des intestinalen Milieus eingesetzt. Diese Milchsäurebakterien restaurieren das Gleichgewicht der Darmflora, regenerieren die Zellen und stimulieren die Immunfunktionen der Darmschleimhaut.

Das dritte Standbein der MT ist der Einsatz von Autovakzinen: hierbei handelt es sich um einen Eigenimpfstoff, der für jeden Patienten speziell aus dessen eigenen, nützlichen Bakterien hergestellt wird. Gewonnen werden diese Bakterien aus der Stuhlprobe des Patienten, denn es sind ja gerade die Darmbakterien, die das Immunsystem besonders positiv beeinflussen. Anders als bei den herkömmlichen Impfungen werden hier Bakterien nicht vorbeugend zum Schutz gegen bestimmte Infektionskrankheiten eingesetzt, sondern es geht darum, das körpereigene Abwehrsystem zu unterstützen. Autovakzine wirken also nicht wie eine Schutzimpfung, sondern wie eine Heilimpfung.

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